Das ist kein Weg aus der Armut
Im Jahr 2006 erhielt Muhammad Yunus aus Bangladesch den Friedensnobelpreis. Ausgezeichnet wurde der Ökonom für sein Konzept der Mikrokredite für arme Bevölkerungsgruppen. Insbesondere Wirtschaftsverbände, aber auch verschiedene Institutionen der Entwicklungszusammenarbeit, feierten das System der Mikrofinanzierung als gelungenes Modell der „Hilfe zur Selbsthilfe“, das es Menschen ermögliche, unternehmerisch aktiv werden zu können. Im Narrativ von Mikrofinanzierung heißt es, „Partnerschaften auf Augenhöhe“ zu schließen, einerseits zwischen Kreditgeber*innen und Mikrofinanzorganisationen, aber insbesondere mit den Kreditnehmer*innen. Im Interview erzählen Sophia Cramer und Philip Mader, welche Erfahrungen diese Erzählung nicht einschließt.
Vor zehn bis 15 Jahren wurden Mikrokredite vonseiten der internationalen Organisationen aktiv beworben. Wie hat sich der Umgang mit Mikrokrediten in der Entwicklungszusammenarbeit verändert? Wie hoch ist der Anteil, den Mikrokredite im finanziellen System der Entwicklungszusammenarbeit derzeit haben?
Philip Mader (P.M.): Mikrokredite sind aus verschiedenen Experimenten in den 70er in der NRO-Szene entstanden, vor allem in Lateinamerika und Südasien. Nach und nach wurden sie aus der NGO-Szene herausgelöst und ab den 80er-Jahren von Weltbank und IWF in neoliberale Reformpakete eingebaut, zuerst in Lateinamerika und seit spätestens der Jahrtausendwende sind Mikrofinanzen Mainstream in der Entwicklungszusammenarbeit. Heute ist das eine globale Industrie, die mehr als 100 Millionen Mikrokreditnehmer*innen und ihre Familien direkt und indirekt betrifft. Mikrofinanzen firmieren zusehends unter dem breiteren Label „finanzielle Inklusion“.
Sophia Cramer (S.C.): Deswegen hört man heutzutage von Mikrokrediten selbst nicht mehr viel. „Finanzinklusion“ meint viel mehr als nur Mikrokredite, zum Beispiel auch den Zugang zu Bankkonten oder die Benutzung von Zahlungsdienstleistungen. Der Kern des Geschäftsmodells mit Mikrofinanzen bleiben aber Kredite. Hier werden die oft hohen Zinsen der Kreditnehmer*innen generiert.
P. M.: In den letzten Jahren wurden weltweit im Schnitt pro Jahr etwa zwischen 100 und 120 Milliarden US-Dollar an Mikrokrediten vergeben. Zum Vergleich: Die weltweite offizielle staatliche Entwicklungshilfe liegt bei etwa 150 Milliarden Dollar pro Jahr. Und ein gewisser Anteil davon fließt direkt in Mikrokredite. Die Mikrofinanzierung ist eine sehr große Industrie im Vergleich zu anderen Entwicklungshilfeinstrumenten. Das Ganze beruht auf der Zahlung der Zinsen, die die Kreditnehmer*innen leisten. Im Schnitt liegen sie weltweit über 20 Prozent (pro Jahr), mitunter über 100 Prozent, etwa in Mexiko und Nigeria.
S. C.: Ein beträchtlicher Teil der offiziellen Entwicklungshilfe wird in das Mikrofinanzsystem investiert. Der Anteil der öffentlichen Finanzierung beträgt 2019 etwa 38 Milliarden. Das sind die direkten Investitionen in den Mikrofinanzsektor. Diese Summe ist seit 2011 erheblich gestiegen, um 111 Prozent. Ein Beispiel dafür, wie öffentliche Geber in den Mikrofinanzsektor investieren: Im Jahr 2009 wurde der Investmentfond „Microfinance Enhancement Facility“ von der Kreditanstalt für Wiederaufbau zusammen mit der International Finance Cooperation, einer Weltbanktochter, aufgelegt. In diesen Fonds investieren Staaten und zu einem kleineren Anteil private Investoren, etwa die Kreditanstalt für Wiederaufbau selbst, das Bundesministerium für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) oder Entwicklungsbanken aus anderen Ländern. Insgesamt sind in diesem Fonds 2019 knapp 600 Millionen Euro investiert. Der Fonds vergibt Kredite an Mikrofinanzorganisationen, das sind 2019 139 weltweit. Die Mikrofinanzorganisationen benutzen dieses Geld, um es in Form von Kleinkrediten auszugeben. Die Mikrofinanzorganisationen bekommen dieses Geld nicht umsonst, zahlen dafür Zinsen, das sind neun Prozent im weltweiten Durchschnitt. Das ist neben den hohen operativen Kosten ein weiterer Grund, warum die Zinsen so hoch sind, die die Kund*innen bezahlen.
Bei der Informationssuche finde ich Broschüren von vor zehn bis 15 Jahren, die Mikrokredite als eine, wenn nicht DIE Antwort zur Bekämpfung von Armut und der Herstellung von sozialer und (Geschlechter-)Gerechtigkeit darstellen. Darin wird das Bild vermittelt, dass Frauen die besseren Kreditnehmerinnen seien. Funktioniert das überhaupt: Rendite erzielen und Armut bekämpfen?
S.C.: Dieses positive Bild ist etwas irreführend. Auf den Webseiten von Geber*innen oder auch Mikrofinanzorganisationen werden oft Fotos einzelner Kund*innen abgebildet. Mit Zahlen wird zusätzlich suggeriert, dass Erfolge bei der Armutsbekämpfung oder der Förderung der Geschlechtergerechtigkeit erzielt worden sind. Typische Zahlen, die wir immer wieder finden, beziehen sich etwa auf die Anzahl der Menschen, die einen Kredit erhalten, auf die durchschnittliche Höhe dieser Kredite oder auf den Anteil der Frauen unter den Kreditnehmenden. Das sagt aber überhaupt nichts darüber aus, was dieser Kredit tatsächlich bewirkt. Vielmehr lernen wir dort nur, welche Menschen Schulden aufgenommen haben. Wenn man ähnliche Statistiken in Deutschland über einkommensarme Menschen, die Kredite erhalten haben, veröffentlichen würde, würden wir das wohl nicht als Armutsreduzierung interpretieren, sondern uns Sorgen machen, ob hier nicht zu viele Schulden aufgenommen werden.
P.M.: Es schien eine Weile so, als seien die Erfolge wissenschaftlich belegt. Aber viele der ursprünglichen Studienergebnisse aus den 90ern von der Weltbank und anderen sind inzwischen entzaubert worden. Wenn man etwa aus den 3000 in einer sehr bekannten Studie befragten Haushalten nur 17 entfernt hat, war der ganze Effekt weg. Einige wenige Ausnahmefälle und Erfolgsbeispiele prägten das ganze Bild. Vorletztes Jahr habe ich mit einem Forschungsteam in Großbritannien versucht, einen weltweiten Forschungsüberblick zur finanziellen Inklusionslandschaft und ihrer Wirkung zusammenzustellen. Das Bild war wirklich ernüchternd. Mikrofinanzen haben keine eindeutige Wirkung. Vor allem im Hinblick auf Kredite ist das Bild sehr heterogen. Für manche Kreditnehmer*innen geht es aufwärts, für andere noch weiter abwärts in die Armut. Und wir müssen uns natürlich um diejenigen besonders sorgen, für die es noch schlechter geworden ist. Die finanzierten Kleinunternehmen wachsen nicht und die meisten gehen binnen weniger Jahre unter. In Expertenkreisen wird dieser problematische Befund gar nicht mehr angefochten. Da aber das Geld bereits investiert ist und der Mikrofinanzsektor versucht, noch mehr soziale Investoren anzulocken, wird weiterhin mit den Erfolgsstorys geworben. Mit trockener Forschung kommt man gegen diese schönen, aber selektiven Geschichten leider nicht gut an.
S.C.: Wir müssen uns der Risiken bewusst sein, wenn wir Kund*innen Produkte anbieten oder durch Investitionen fördern, sei es in einem Fonds, sei es als offizielle Entwicklungszusammenarbeit oder auch als Kleinanlegerin, wenn ich etwa mein Geld in einem Mikrofinanzfonds bei Invest in Vision oder bei Oikocredit anlege. Wir sehen bei der Abwärtsfahrt, dass es zu Menschenrechtsverletzungen kommt, besonders dort, wo durch Mikrokredite Finanzkrisen aufgetreten sind, vor allem in den Jahren 2008 bis 2010.
Zwei Beispiele, zum einen der indische Bundesstaat Andhra Pradesh. Durch einen Wachstumsboom, der stark befeuert wurde durch internationale Investitionen in den dortigen Mikrofinanzsektor, erhielten immer mehr Menschen Kredite, die sie eigentlich nicht tragen konnten. Zur Überschuldung kam eine Dürre hinzu. Die Mikrofinanzorganisationen verzichteten dann mitnichten auf die Rückzahlungen, sondern ergriffen drastische Maßnahmen, damit die Menschen ihre Kredite tilgen: tägliche Besuche zu Hause, Gegenstände aus dem Haushalt wurden konfisziert oder die Menschen in der Nachbarschaft schlecht gemacht, um sozialen Druck auszuüben etc. Das kann dazu führen, dass die Menschen so verzweifelt sind, dass sie sich im Extremfall selbst umbringen. Weitere Krisen, überall mit ähnlichen Merkmalen, gab es in dieser Zeit in Marokko, Pakistan, Nicaragua und Bosnien-Herzegowina. Aktuell haben wir eine ähnliche Situation in Kambodscha. Hier gibt es viele ausländische Investitionen, einige davon aus Deutschland, von Oikocredit, vom Mikrofinanzfonds der GLS Bank oder von der deutschen Investitions- und Entwicklungsgesellschaft, einer Tochtergesellschaft der Kreditanstalt für Wiederaufbau. Die letzten beiden haben auch 2020 dort investiert, trotz Corona. 20 Prozent der Bevölkerung in Kambodscha hat Mikrokredite bei Mikrofinanzorganisationen. Gleichzeitig liegen diese Kredite pro Kopf mit knapp 4000 Dollar weltweit am höchsten und sind zuletzt massiv gestiegen. Hier droht eine Überschuldungskrise. Schätzungen zufolge ist etwa die Hälfte der Kredite in Kambodscha mit Landtiteln gesichert. Wir wissen aus Studien der kambodschanischen Menschenrechtsorganisation LICADHO, dass viele Menschen, wenn sie ihre Raten nicht bezahlen können, Teile ihres Landes verkaufen, aus Angst, sonst den ganzen Landtitel zu verlieren. Da die Menschen auf ihr Land angewiesen sind, ist das ein großes Problem für die Ernährungssicherheit und damit auch für die Menschenrechte.
P.M.: Diese Fälle in Kambodscha und weltweite Forschungsergebnisse zeigen, dass es ein grundsätzlich falsches Entwicklungsmodell ist, über Mikrofinanzen wirtschaftliches Wachstum und gesellschaftliche Entwicklung vorantreiben zu wollen. Die Geldgeber verwechseln Finanzsystemwachstum mit wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Entwicklung. Warum denken wir, dass Armut und Ausbeutung im Globalen Süden, wie bei uns, nicht mit Hilfe des Sozialstaats und öffentlichen Investitionen gelöst werden sollten, sondern mit Privatverschuldung? Dass dabei suggeriert wird, wir könnten Rendite machen, während mit unserem Geld Gutes getan wird, ist total bizarr. Das Ganze ist eine Individualisierung und Finanzialisierung der Armut.
Eine generelle Kritik an Entwicklungszusammenarbeit lautet, dass sie bestehende koloniale Machtverhältnisse reproduziere. Wie zeigen sich diese kolonialen Kontinuitäten im Mikrofinanzbereich?
S.C.: Kreditbeziehungen sind immer Macht- und Ungleichheitsbeziehungen. Macht haben diejenigen, die den Kredit vergeben, sie bestimmen die Konditionen. Mit den kreditbedingten Machtbeziehungen gehen Wissenshierarchien einher. Das Mikrofinanzmodell, das wir weltweit in den meisten Ländern vorfinden, ist von Lobbyakteur*innen im Mikrofinanzsektor definiert worden, die im globalen Norden, zum Beispiel in Washington sitzen. Wichtig ist zum Beispiel die Consultative Group to Assist the Poor (CGAP), die Standards, Guidelines und Organisationsmodelle für Mikrofinanz entwickelt hat und in sogenannten Pinkbooks zirkuliert. Sie beschreibt, wie eine Mikrofinanzorganisation organisiert sein sollte.
P.M.: Mikrofinanzen haben auch tatsächlich koloniale Wurzeln. In Indien wurde in der Kolonialzeit im frühen 20. Jahrhundert eine besonders marktorientierte Abwandlung des europäischen Genossenschaftsmodells eingeführt. Als Indien, Bangladesch und Pakistan ab 1948 unabhängig wurden, war diese Idee tief verankert, dass „Hilfe zur Selbsthilfe“ durch Kredite der Königsweg aus der Armut sei. Dies hat zu den Kreditexperimenten von Leuten wie Muhamad Yunus in Bangladesch in den 1970er-Jahren geführt, die zum Gründungsmythos der Mikrofinanzindustrie geworden sind. Heute sehen wir koloniale Mustervor allem darin, wie die Kleinbauern oder Näherinnen als Finanzteilnehmer in den Weltmarkt hineingezogen werden, um dort eine strukturell untergeordnete Position einzunehmen.
S.C.: Sie werden in den Weltmarkt eingegliedert und ebenso in weltweite Zahlungsströme, die vor allem durch Zinsrückflüsse bestimmt sind. Das ist eine gigantische Umverteilungsmaschine, die, nicht nur, aber auch, vom globalen Süden in den globalen Norden läuft. Die Zinszahlung der Kund*innen haben 2017 etwa 20 Milliarden ausgemacht, wobei das noch ein stark unterschätzter Wert ist, weil viele Mikrofinanzorganisationen keine Zahlen liefern. Insgesamt sind seit 2003 172 Milliarden US-Dollar zustande gekommen, von denen Mikrofinanzorganisationen, Investor*innen und Anleger*innen gut leben.. Diese Summen sind so hoch wie Staatsbudgets.
Auf welchen Ebenen müsste die Finanzierungsstruktur anders gestaltet sein, um soziale und (Geschlechter-)Gerechtigkeit zu schaffen?
P.M.: Grundsätzlich müssen wir uns von dieser finanzorientierten Denkweise lösen, auf der Mikrofinanzen und Projekte wie die finanzielle Inklusion basieren. Was Leuten fehlt, sind meistens nicht Finanzprodukte, sondern grundlegendere Sachen. Nichts ist wichtiger als die Schaffung von öffentlichen Gütern, die eine tatsächliche gesellschaftliche Transformation ermöglichen. Ein Beispiel aus meiner Feldforschung in Indien, aus dem Bundesstaat Andhra Pradesh: In einem Armenviertel gab es das Problem, dass eine offene Kloake hindurch floss. Die Anwohner*innen waren häufig krank, mussten für Arztbesuche Schulden aufnehmen. Eine NRO vor Ort hatte die Idee, für diese Leute ein Mikrokrankenversicherungsmodell zu entwickeln, damit sie sich Arztbesuche leisten können. Ich fragte: „Warum deckt ihr die Kloake nicht ab, durch die die Leute krank werden?“ Sie antworteten: „Das müsste die Stadt machen. Außerdem würde uns das nicht finanziert werden, weil die US-Stiftung möchte, dass wir Finanzprodukte entwickeln, um solche Probleme zu lösen.“
S.C.: Das ist ein gutes Beispiel, das man mit dem entscheidungstheoretischen „Garbage Can Model“ beschreiben kann. Da bestimmen die Lösungen, welche Probleme man findet. Das passiert zugespitzt auch mit dem Thema Geschlechtergerechtigkeit. Eine Lösung, die Mikrokredite, wird mit einem Problem, der fehlenden Geschlechtergerechtigkeit, kombiniert. Zahlreiche Studien kritisieren aber, dass der versprochene Effekt, eine Gleichstellung der Geschlechter, nicht erreicht wird. Uns sollte klar sein, dass das Versprechen, mit unserem Geld Gutes zu tun und zugleich eine Rendite zu bekommen, auf den Prüfstand muss. Unsere Rendite hat ihren Ausgangspunkt bei den Zinszahlungen der Menschen, denen wir eigentlich helfen möchten. Investor*innen verweisen gerne darauf, dass die Mikrofinanzorganisationen, in die sie investieren, die sogenannten Client Protection Principles befolgen. Dieses Indikatorensystem fragt in Mikrofinanzorganisationen ab, ob bestimmte Organisationsprozesse und -verfahren vorliegen, etwa ob Kund*innen die Möglichkeit haben, sich zu beschweren, oder ob die Kreditwürdigkeit der Kund*innen im Vorfeld geprüft wird. Dieser Prozessstandard sagt aber ebenfalls nichts darüber aus, was für eine Wirkung mit den Krediten erzielt wird. Insgesamt haben wir gesehen, dass die Zinsen auch so hoch sind, weil viele Organisationen dazwischengeschaltet sind, die ihre betrieblichen Kosten abdecken müssen. Überall wird zudem ein bisschen Gewinn abgeschöpft. Deswegen müssen wir als Lösung an kleinteiligere Programme denken, die nicht so viele Akteur*innen aus der ganzen Welt involvieren.
P.M.: Programme, die mit Mitteln und nach Methoden des globalen Nordens aufgebaut werden, um Rendite zu erwirtschaften, sind nicht der Weg. Vielleicht wäre es besser, auf Modelle der finanziellen Selbstorganisation zu setzten. In den letzten Jahren habe ich Solidaritätsgruppen in verschiedenen Ländern erforscht. In Senegal, Madagaskar und Indien sparen die Mitglieder in einen gemeinsamen Topf ein. Dieses Angesparte wird nach der Gruppensitzung Gruppeneigentum, kann dann nicht mehr an einzelne Individuen ausgezahlt werden. Es ist also nicht genossenschaftlich, sondern sogar noch solidarischer. Das Angesparte dient dazu, den Mitgliedern in Notlagen zinsfreie Kredite zu geben, damit sie etwa einen Arzt bezahlen können, ohne Zinsen zahlen müssen. Niemand erwirtschaftet Rendite. Man kennt sich gegenseitig und wenn eine Person wirklich nicht zurückzahlen kann, weiß man, dass es stimmt, und schreibt den Kredit vielleicht ab.
Das Ziel sollte sein, starke Gemeinschaften aufzubauen, statt Individuen mehr Risiken aufzubürden, wie es in der Mikrofinanzierung geschieht. Das heißt, auf lokaler Ebene mit Modellen wie eben beschrieben, Selbstorganisation zu fördern. Und auch auf nationaler, vielleicht auch internationaler Ebene braucht es Umverteilung statt Renditedruck. Denn nur wer abgesichert ist, ist letztlich frei, sich selbstbestimmt zu entwickeln.
Sophia Cramer ist Soziologin und arbeitet an den Universitäten Tübingen und Luzern, außerdem als freie Bildungsreferentin. Sie bietet Workshops zum Thema Mikrofinanz an und beschäftigt sich in ihrer Dissertation auf Basis ethnografischer Studien in Peru und Nicaragua mit Mikrofinanzorganisationen.
Philip Mader ist wissenschaftlicher Mitarbeiter, Research Fellow am Institute of Development Studies in Brighton und hat seine Promotion am Max-Planck-Institut für Gesellschaftsforschung über Mikrofinanzierung geschrieben.
Das Interview führte Inga Triebel am 27. April 2021 über Zoom.