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Einladung zu einer Entdeckungsreise

Die Literatur Zentralamerikas und ihre Rezeption im deutschen Sprachraum

Es scheint, als ob es spektakulärer Ereignisse bedürfte, um die Aufmerksamkeit auf Zentralamerika zu lenken. Der jüngste Konflikt in Honduras bietet offensichtlich solche Ereignisse – allerdings ist er noch zu jung für literarische Verarbeitungen, und um die Literatur aus diesem Land ist es, zumindest was die übersetzten Titel betrifft, ohnehin nicht sonderlich gut bestellt. Bei anderen Ländern, insbesondere Guatemala, Nicaragua und El Salvador, sieht es anders aus: die Unterdrückung der einheimischen Bevölkerung durch Oligarchie und Diktatoren sowie ausländische Firmen, die Widerstandsbewegungen und ihre blutige Niederschlagung, aber auch die siegreichen Revolutionen sind wesentliche literarische Themen der einheimischen Autorinnen und Autoren. Dennoch wird die folgende Aufzählung erweisen, dass die Literatur dieser Länder mehr ist als die Auseinandersetzung mit den politisch dominanten Fragen. Wir laden unsere LeserInnen ein, sich überraschen zu lassen und neugierig zu werden auf die Vielzahl der Inhalte und literarischen Formen aus dieser Region. Ein Teil der vorgestellten Titel ist leider nur noch antiquarisch lieferbar.

Klaus Küpper

Aus den Ländern Honduras, Panama und Belize gibt es leider nur ganz wenige ins Deutsche übersetzte literarische Zeugnisse. Dazu gehören die drei sozialkritischen Romane von Ramón Amaya Amador aus Honduras, die in den Jahren 1956 bis 1962 in der DDR erschienen sind. Die Ausbeutung und den Widerstand der Arbeiter in den Bananenplantagen der United Fruit Company im Norden des Landes schildert der Roman „Das grüne Gefängnis“ (Prisión verde); „Aufstand in Tegucigalpa” (Constructores) berichtet vom politischen Kampf der Bauarbeiter für eine gewerkschaftliche Organisation, und „Morgendämmerung“ (Amanecer) beschreibt den historischen Aufstand von 1944 in Guatemala, der zeitweiligen Wahlheimat des Autors. 

Aus Belize wurde bisher erst ein Roman ins Deutsche übertragen – „Beka“ (Beka Lamb) von Zee Edgell, die die Geschichte eines kreolischen Mädchens während der fünfziger Jahre erzählt, als das Land noch britische Kolonie war. Auch aus Panama wurde überhaupt nur ein Roman, „Der Tanz der Schmetterlinge“ (La danza de las mariposas) von Fonseca Mora übersetzt.

Etwas mehr übersetzte Literatur liegt aus Costa Rica vor. Carlos Luis Fallas (1909-1966), der bekannteste Autor seines Landes, verarbeitet seine eigenen Erfahrungen als Arbeiter auf den Bananenplantagen der United Fruit Company in dem spannenden Roman „Die grüne Hölle“ (Mamita Yunai), der 1954 in der DDR erschien und drei Auflagen erlebte. Der Roman „Marcos Ramírez” (Marcos Ramírez), erschienen 1955, hat die Abenteuer seiner Kindheit zum Thema. Ein Zeitgenosse und politisch gleichgesinnter Autor war Joaquín Gutiérrez (1918-2000), dessen Roman „Die Glut und ihr Schatten“ (Puerto Limón) in deutscher Übersetzung 1963 in Karlsruhe erschien. Er behandelt ebenfalls die unmenschlichen Zustände auf den Plantagen der United Fruit Company. In der DDR erschien 1956 sein preisgekrönter Kindheitsroman „Cocori“ (Cocori). 

Hierzulande kaum wahrgenommen wurde der Roman „Die Freunde und der Wind“ (Los amigos y el viento) der Autorin und Theatermacherin Virginia Grütter Jiménez (1929-2000), die in diesem poetischen Roman ihre Kindheit im faschistischen Deutschland und der unmittelbaren Nachkriegszeit verarbeitet hat. Ungewöhnlich, und vielleicht daher im deutschen Sprachraum kaum zur Kenntnis genommen, ist der philosophische Roman „Der wundersame Krieg“ (La guerra prodigiosa) des Lyrikers, Roman- und Theaterautors, Essayisten und Diplomaten Rafael Angel Herra, der 1998 in deutscher Übersetzung in Costa Rica erschienen ist. 

Ein wunderschönes, heiteres und zugleich melancholisches Buch ist der 2002 erschienene Roman „Der Mönch, das Kind und die Stadt“ (Los Peor) von Fernando Contreras Castro. Er erzählt von dem einäugigen Jungen Polyphem, seiner Erziehung durch Pater Jérónimo und sein allmähliches „Sehen-Lernen“ der Realität. Spannend ist die literarische Rekonstruktion der Eroberung des Aztekenreiches aus der meist unterschlagenen Sicht der Unterlegenen in dem Roman „Tenochtitlan. Die letzte Schlacht der Azteken“ (Tenochtitlan – La última batalla de los aztecas) von José León Sánchez.

Bedingt durch den Bürgerkrieg der achtziger Jahre wurde die Literatur aus El Salvador im deutschsprachigen Raum stärker zur Kenntnis genommen. Das Massaker an den Bauern im Jahre 1932 war wiederholt Gegenstand literarischer Auseinandersetzungen. So in dem Roman „Cuzcatlán. Am Meer des Südens“ (Cuzcatlán donde bate la mar del sur), in dem Manlio Argueta (*1935) den Zeitraum von fast fünfzig Jahren zwischen dem Massaker an über 30 000 Indio-Bauern 1932 und 1981, einem Jahr im jüngsten Bürgerkrieg, anhand dreier Generationen der Familie Martínez schildert. Sein Roman „Tage des Alptraums“ (Un día en la vida) schildert das gleiche Thema aus dem Blickwinkel einer Bäuerin, deren Mann von der Armee ermordet wurde. 

Auch Roque Dalton (1935-1975), selbst tragisches Opfer der blutigen Geschichte El Salvadors (er wurde von einer Fraktion der Guerilla ermordet, die ihn irrtümlich für einen Kollaborateur hielt), nimmt sich des Themas in der Lebensgeschichte des Miguel Mármol an, der als Initiator des Bauernaufstandes von 1932 berühmt wurde. In dem Roman „Die Welt ist ein hinkender Tausendfüßler“ (Miguel Mármol. Los sucesos de 1932 en El Salvador) wird Mármols Kampf gegen die Diktatur in El Salvador in den Jahren 1931-1944 geschildert. Mit unzähligen Episoden und Anekdoten ist dieser Testimonio-Roman gespickt, der auch die pikaresken Züge seines Helden offenbart. In dem stark autobiographischen Roman „Armer kleiner Dichter, der ich war“ (Pobrecito poeta que era yo...) beschreibt Dalton seinen Weg von der Poesie zur Revolution. Und wer noch mehr über El Salvador erfahren will, der greife zu „Däumlings verbotene Geschichten“ (Las historias prohibidas del Pulgarcito), den verbotenen, unterdrückten und vergessenen Erzählungen aus der Historie dieses vom Bürgerkrieg zerrütteten Landes. In vielfältiger Form (Lyrik, Prosa, Zitat, Dokument, Anekdote u. a. m.) erzählt Dalton in diesem Buch die Geschichte seines kleinen Landes, des „Däumlings von Amerika“ (Gabriela Mistral), und demaskiert damit die offizielle Geschichtsschreibung der herrschenden Oligarchie. Auch der mit dem kubanischen Literaturpreis Casa de las Américas ausgezeichnete Lyrik-Band Tabernas y otros lugares ist in der gekürzten deutschen Fassung unter dem Titel „y otros lugares / und andere Orte“ Daltons noch lieferbar.

Wenig bekannt ist im deutschen Sprachraum der Autor David Hernández (*1955) aus San Salvador, obwohl er inzwischen in Hannover lebt. Mit seinem Roman „Putolión. Die letzte Reise des Schamanen“ (Putolión) setzt er der salvadorianischen Dichtergruppe „Die purpurne Zwiebel“ ein literarisches Denkmal. Viele der Mitglieder dieser Gruppe kamen als Guerilleros ums Leben, wurden von den Todesschwadronen ermordet oder sind verschollen. Neben der Geschichte der kritischen Dichtergruppe und des Bürgerkriegs erzählt Cirilo, der letzte Überlebende und Gründungsmitglied der Gruppe, von seinem Exil in der Ukraine und in Deutschland. Liebe, Krieg, Exil sind die zentralen Themen, die der Autor in seinem Roman „Salvamuerte“ (Salvamuerte) behandelt. In vielen, sehr poetisch geschriebenen Rückblicken erinnert sich die Hauptperson, der salvadorianische Student Nicolás, an die Stationen seines Exils und die geliebten Frauen in Kiev, Rom, London und Paris. Doch die Nachrichten von den blutigen Kämpfen in seiner Heimat lassen ihn nicht ruhen, und so entschließt er sich, zur Guerilla zurückzukehren. 

Esperanza de la Paz Rodríguez erzählt die Geschichte eines zehnjährigen Jungen aus El Salvador, der die Erzählerin, eine Lehrerin, in den Regionen der Aufständischen begleitet („Güin“ – Los chicos de la guerra).
Der in Honduras geborene und in El Salvador aufgewachsene Horacio Castellanos Moya (*1957) war eine Zeitlang Mitglied der Guerilla FMLN. Aufgrund einer radikalen Kritik musste er El Salvador verlassen und ging in verschiedene Exilländer, darunter Costa Rica, Kanada, Mexiko, Spanien und zeitweilig Frankfurt am Main. Seine drei ins Deutsche übersetzten Romane setzen sich in Form von spannenden Krimis mit der aktuellen gesellschaftlichen Situation in El Salvador auseinander. In „Die Spiegelbeichte“ (La diabla en el espejo) versucht Laura Rivera den Mord an ihrer Freundin Olga María aufzuklären. Sie steigert sich im Laufe ihrer Nachforschungen, die das geheime Leben ihrer Freunde und Bekannten ans Licht bringen, zu wahren Hasstiraden auf die Gesellschaftsschicht, der sie selbst angehört. Was passiert, wenn nach dem Friedensschluss die Arbeit diverser Militärs nicht mehr gefragt ist? Davon erzählt der spannende Roman „Der Waffengänger“ (El arma en el hombre). Denn alles, was García gelernt hat, ist Töten, und nur sein Handwerkszeug hat er behalten. Und er wird weiter gebraucht, nämlich als Auftragskiller. Ohne Skrupel, perfekt und lautlos erledigt er seine Aufträge, entkommt selbst mehrfach seinen Auftraggebern, für die er allmählich gefährlich wird. Ein überraschendes Ende hat der spannende Politkrimi „Aragóns Abgang“ (Donde no estén ustedes). Der abgehalfterte Detektiv José Pidonga soll die näheren Todesumstände des ehemaligen Botschafters Alberto Aragón herausfinden, der 17 Tage nach seiner Ankunft in Mexiko-Stadt an Herzversagen gestorben sein soll. Der Roman ist eine bitterböse Abrechung des Autors mit den Zuständen in El Salvador. 

Wenn die Leser und Leserinnen an Literatur aus Nicaragua denken, werden ihnen zunächst die Namen Gioconda Belli, Ernesto Cardenal und Sergio Ramírez einfallen. Doch die ersten und gleichzeitig bis in die heutige Zeit für ganz Lateinamerika bedeutendsten Zeugnisse aus diesem Land stammen von Rubén Darío (1867-1916). Darío gilt als der Begründer des Modernismo, der ersten selbständigen literarischen Richtung Hispanoamerikas, die eine Loslösung vom spanischen Einfluss bedeutete, aber ihrerseits auf die spanische Lyrik zurückwirkte. Darío (eigentlich Félix Rubén García Sarmiento) proklamierte als einer der ersten die kulturelle und politische Selbständigkeit Lateinamerikas gegenüber den USA. Seine Bedeutung für die spanischsprachige Literatur steht im ungekehrten Verhältnis zu seiner Rezeption im deutschsprachigen Raum. 1942 erschien eine erste Anthologie mit Prosaübersetzungen („Azul“) in Buenos Aires (!). Eine erste Gedichtauswahl, übersetzt von Curt Meyer-Clason, erschien 1983 („Gedichte“); 1989 erschien die Übersetzung „Das Colloquium der Zentauren“ von 1896, und im gleichen Jahr brachte der Leipziger Reclam-Verlag die Prosa-Anthologie „Das Gold Mallorcas“ heraus.

Den Aufstand Sandinos gegen die Marionettenregierung Chamorros machte der Prosaautor und Essayist Hernán Robleto (1892 [?] -1969) zum Gegenstand seines vielfach übersetzten Romans Sangre en el trópico. La novela de la intervención yanki („Es lebe die Freiheit“), der 1933 in deutscher Übersetzung erschien. „Mit leidenschaftlicher Heimatliebe schildert er Land und Leute Nicaraguas, den grausamen Zauber seiner Tropen und die wilden Kämpfe, die sich im Urwald abspielen“, so schrieb der Übersetzer G. H. Neuendorff in seiner Einführung des Romans. Noch schärfer fällt die Anklage gegen den US-amerikanischen Imperialismus in Mittelamerika in seinem zwei Jahre später in Leipzig erschienenen Roman „Gabriel Aguilar“ (Los estrangulados) aus, in dem Robleto ein Bauernschicksal in Nicaragua schildert. 

Erst der schließlich siegreiche Kampf der Sandinistas gegen die verbrecherische Somoza-Diktatur lenkte die Aufmerksamkeit deutscher Verlage wieder auf das in Vergessenheit geratene Land im Hinterhof der USA. Von Sergio Ramírez (*1942), Vizepräsident während der sandinistischen Regierung, Jurist und von 1973-1975 Stipendiat des DAAD in Berlin erschienen in den achtziger Jahren eine Reihe von Romanen, Erzählungen und Essays, die in vielfältiger Form die jüngere Geschichte Nicaraguas zum Thema hatten. Dazu gehören Ramírez' erster Roman „Chronik des Spitals San Juan de Dios, aufgezeichnet von der Schwester María Teresa“ (Tiempo de fulgor), dann die bitterbösen Satiren auf das Herrschersystem der Familie Somoza, „Vom Vergnügen des Präsidenten“ (De tropeles y tropelías), natürlich die Biographie „Viva Sandino!” (Viva Sandino!), „Die Spur der Caballeros” (¿Te dio miedo la sangre?), ein bedeutender Roman, dessen Handlungszeit zwischen 1934, der Ermordung Sandinos, und 1961, einem gescheiterten Aufstand gegen Somoza, angesiedelt ist, der Band „Tropischer Walzer“ (Clave de sol) mit Geschichten aus den Jahren 1984-1993 und der Roman „Adiós Muchachos!” (Adiós muchachos!), der in vielen einzelnen Bildern und oft sehr persönlichen Erlebnissen von seiner Rückkehr aus dem Exil im Jahre 1978 bis zur Wahlniederlage 1990 berichtet.

Lieferbar sind derzeit nur zwei Titel von Sergio Ramírez: Das sehr amüsante und humorvolle Buch „Maskentanz” (Baile de máscaras) mit nicht ganz alltäglichen, aber gleichwohl sehr menschlichen Gestalten und Ereignissen und der Band „Vergeben und Vergessen“ (Catalina y Catalina) mit Erzählungen, die, sämtlich angesiedelt zwischen Realität und Wahnsinn, eine spannende und amüsante Lektüre vermitteln.
Von Lizandro Chávez Alfaro (*1929) erschien 1989 in der DDR eine Auswahl von Geschichten, die u. a. eine satirische Kritik an den Zuständen in Nicaragua während der Somoza-Herrschaft beinhalten („Die Affen von San Telmo und andere Erzählungen“).

Der autobiographische Bericht von Omar Cabezas (*1950) „Die Erde dreht sich zärtlich, Compañera“ (La montaña es algo más que una inmensa estepa verde) beschreibt den Kampf gegen die Somoza-Diktatur aus der Sicht eines Studentenführers, der sich den Guerilleros der FSLN anschließt. Die Journalistin, Erzählerin und Dichterin Michèle Najlis (*1946) gehört wie Gioconda Belli zu den Autorinnen, die sich in der sandinistischen Revolution engagierten und Regierungsämter im Kulturbereich innehatten. Die Themen ihrer Gedichte sind u. a. das Unbehagen an der Machogesellschaft und der Rolle der Frau sowie die Kritik an den politischen und ökonomischen Verhältnissen in ihrem Heimatland. Ihre beiden Bände „Gesänge der Iphigenie“ (Cantos de Ifigenia) und „Tönende Einsamkeit / La Soledad Sonora“ sind leider hierzulande so gut wie unbekannt, da sie in einem kleinen Verlag in Österreich erschienen sind. (vgl. Besprechung in der ila 328)

Zu den fast unbekannten Autorinnen gehört auch die Journalistin und Dichterin María Amanda Rivas (*1956), deren kleiner zweisprachiger Gedichtband „líquido / fließend“ im letzten Jahr anlässlich ihres Aufenthalts in der Steiermark in Graz erschien. Die in Kuba geborene, aber schon lange in Nicaragua lebende und arbeitende Schriftstellerin und Journalistin María López Vigil hat eine der vielen Geschichten aus dem ältesten überlieferten Theaterstück Nicaraguas aus dem 16. Jahrhundert bearbeitet und neu erzählt. Es handelt sich um „Die Geschichte des respektlosen, aufmüpfigen, schlauen, spitzbübischen und immer zum Tanzen aufgelegten Güegüense“ (Historia del muy bandido igualado rebelde astuto pícaro y siempre bailador Güegüense), einem mittelamerikanischen Till Eulenspiegel, der durch Wortspiele und Tricks seine wirkliche Meinung verschleiert und die Staatsmacht in dem Glauben lässt, ihre Sicht der Dinge sei auch die des Volkes, ohne dass sie wirklich die Wahrheit erfährt. Von ihr stammt auch das Buch über die Arbeit und das Leben des belgischen Priesters Rogelio Ponseele in El Salvador („Tod und Leben in Morazán“) sowie eine Biographie über den 1980 ermordeten Erzbischof Oscar Romero. 

Ernesto Cardenal (*1925) gehört zweifellos zu den prominentesten Autoren Nicaraguas. Der Gründer der christlichen Kommune Solentiname nahm 1954 an einem gescheiterten Aufstand gegen Somoza teil. Mit dem Beginn der Revolution ging Cardenal ins Exil und wurde nach dem Sieg über Somoza Kulturminister der sandinistischen Regierung. Cardenals lyrisches Werk, das in vielen verschiedenen Ausgaben vorliegt und vorlag, wird in drei verschiedene Entwicklungsphasen eingeteilt: Gedichte mit einer sozialen und politischen Anklage, mystische Gedichte und deskriptiv-narrative Gedichte. 

Die verschiedenen Editionen bildeten von heute aus betrachtet ein etwas unübersichtliches Bild, sie enthalten Texte, die unter verschiedenen Titeln und Zusammenstellungen erschienen sind. Lieferbar sind endlich wieder die „Psalmen“, Cardenals berühmtester Gedichtzyklus, der zuerst unter dem Titel „Zerschneide den Stacheldraht“ erschienen war. Er hat mittlerweile in der deutschen Fassung eine Gesamtauflage von über 230 000 Exemplaren erreicht. Das Werk entstand 1964, in einer Zeit der Parteinahme der katholischen Kirche gegen Ungerechtigkeit und Unterdrückung nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil, in dessen Folge sich die „Theologie der Befreiung“ auszuformen begann. Zwei weitere, noch lieferbare Gedichtbände zeichnen sich auch durch die geglückte Ausstattung aus: „Niemand ist mir so nahe“, eine zweisprachige Anthologie mit Gedichten aus allen Schaffensperioden des Dichters und „Transitreisender“ (Pasajero de tránsito), eine Sammlung von 30 leider nur einsprachig abgedruckten Gedichten, die von seinen Reisen und Begegnungen in aller Welt erzählen. Im Band „Zyklus der Sterne“ (Versos del Pluriverso) entwirft Cardenal sein Bild vom Kosmos, vom Universum. Wer den Priester, Politiker und Schriftsteller Cardenal näher kennenlernen will, lese seine drei Bände umfassende Autobiographie „Verlorenes Leben“ (Vida perdida), „Die Jahre in Solentiname“ (Las ínsulas extrañas. Memorias) und „Im Herzen der Revolution“ (La revolución perdida), in denen er von Abenteuern seiner Jugend über die Gründung von Solentiname bis zum Austritt aus der FSLN im Jahr 1994 berichtet.

Gioconda Belli (*1948) ist sicher die international bekannteste Autorin aus Nicaragua. Sie entstammt der bürgerlichen Oberschicht, konnte in Spanien und den USA studieren und schloss sich nach ihrer Rückkehr im Jahre 1970 den Sandinisten an. Nach dem Sieg der Revolution arbeitete sie in verschiedenen kulturpolitischen Ämtern der Regierung. Enttäuscht über die Politik der FSLN brach sie Anfang der 90er Jahre mit der Bewegung, die sie in ihren Gedichten so oft besungen hatte. Ihre Lebensgeschichte erzählt Belli in ihren Erinnerungen „Die Verteidigung des Glücks“ (El país bajo mi piel).

Ihre übersetzten, teilweise zweisprachig edierten Lyrikbände erlebten zahlreiche Auflagen und sind fast alle (teilweise in schöner Ausstattung von Wolf Erlbruch) lieferbar. Dazu gehören: „Feuer bin ich in der Ferne / Fuego soy, apartado y espada puesta lejos“, „Feuerwerk in meinem Hafen – Apogeo“, „Ich bin Sehnsucht, verkleidet als Frau“ (Mi íntima multitud), „Wenn du mich lieben willst“ und „Zauber gegen die Kälte“ (Sortilegio contra el frío). Großen Erfolg hatte Gioconda Belli auch mit ihren Romanen „Die bewohnte Frau“ (La mujer habitada) und „Tochter des Vulkans“ (Sofía de los presagios). Im ersten Roman, der zweifellos autobiographische Züge enthält, schildert sie die Entwicklung einer Architektin aus dem Bürgertum zur Revolutionärin und damit verflochten die Geschichte einer Indígena zur Zeit der spanischen Kolonialherrschaft. In „Tochter des Vulkans“ wird in märchenhafter Form der Werdegang eines Zigeunermädchens zur Gutsbesitzerin geschildert. Der im nächsten Jahrtausend spielende Roman „Waslala“ (Waslala) beginnt mit einer ironischen Fortschreibung heutiger Verhältnisse und ist bis dahin noch vergnüglich zu lesen. Leider kommt im weiteren Fortgang des Romans die Schilderung der Reise nach Utopia nicht über den Kitsch amerikanischer Fantasy-Machwerke hinaus. Lesenswert ist dagegen die Geschichte der Johanna von Kastilien, die später Johanna, die Wahnsinnige, genannt wurde und 47 Jahre lang Gefangene ihres Sohnes, des Kaisers Karl V., war. Belli erzählt die Geschichte aus weiblicher Perspektive und nähert sich so, wenn man den neueren Forschungen glauben darf, mehr der historischen Wahrheit an. In ihrem jüngsten Werk „Unendlichkeit in ihrer Hand“ (El infinito en la palma de la mano) versucht Belli, die Geschichte von Adam und Eva neu zu erfinden. Der Roman ist in einer merkwürdig feierlichen Sprache erzählt, die manchmal an Märchen, manchmal an Fantasy erinnert, und der es doch nicht gelingt, den eigentlich spannenden Prozess auch adäquat zu erzählen. 

Empfehlenswert (nicht nur für junge Leser und Leserinnen) ist das Buch über die Erschaffung der Schmetterlinge („Die Werkstatt der Schmetterlinge“ – La historia de la creación de las mariposas). Rodolfo, der junge Gestalter, möchte zu gern die strengen Regeln, die die Weise Alte aufgestellt hat, durchbrechen. Am meisten aber treibt ihn sein Wunsch um, ein Wesen zu erschaffen, das fliegen kann wie ein Vogel und lieblich ist wie eine Blume. Wie ihm das schließlich gelingt, ist in diesem wunderschönen Buch nachzulesen und in den kongenialen Zeichnungen von Wolf Erlbruch nach zuerleben. Auch die kleine Geschichte „Die Blume und der Baum“ hat märchenhafte Züge. Belli erzählt von der kleinen Bougainvillea, die Gast wird bei einem großen Pinienbaum. Im Laufe der Zeit wächst die Bougainvillea und droht die Pinie zu erdrücken. Doch die Gefahr wird rechtzeitig abgewendet und später einmal wird die Bougainvillea ihren Enkelkindern sagen, „dass auch die liebevolle Umarmung Freiraum lassen muss zum Atmen.“ Die Designerin Barbara Steinitz lernte in Nicaragua das Schattentheater kennen und illustrierte den Band mit thematisch passenden Schattenbildern.

In der Literatur Guatemalas sind im Unterschied zu den anderen erwähnten Ländern die Sprache, die Traditionen und die Kosmovision der Maya, der größten Bevölkerungsgruppe, noch lebendig. Es ist daher nicht erstaunlich, dass die Mythen- und Liedersammlung des Popol Vuh, die aus Sicht der Quiché-Indianer u. a. von der Erschaffung der Welt berichtet, in verschiedenen deutschen Übersetzungen und Bearbeitungen erschienen ist. Lesenswert sind in diesem Zusammenhang auch die von dem Mexikaner Antonio Mediz Bolio gesammelten „Legenden der Maya“.

Humberto Ak'abal (*1952) gehört zu den Dichtern, die in der Sprache der Maya, dem K'iche' (Quiché), schreiben. Und nachdem er Spanisch gelernt hatte, übersetzte er seine Lyrik selbst. In dem kleinen autobiographischen Aufsatz „Mein Leben als Autodidakt“ berichtet Ak'abal, wie schwierig, aber auch wichtig für ihn das Erlernen der spanischen Sprache war, die ihm den Zugang zur Weltliteratur eröffnete. Aber um über das zu schreiben, was ihm wirklich nahe war, benutzt er wieder seine Muttersprache. In der kleinen Gedichtsammlung „Blätter und Mond“ (Uxaq che´ xuquje ik´/Hojas y luna), sind alle Texte dreisprachig abgedruckt. Der Übersetzer Erich Hackl hat zwei weitere Auswahlbände von Ak'abal herausgebracht, „Trommel aus Stein“ und „Das Weinen des Jaguars“. Sie behandeln in einfachen, schmucklosen Worten die Dinge aus dem alltäglichen Umfeld des Dichters: Für uns, die Indios, endet der Himmel dort, wo der Stirnriemen anfängt.

Auch Rigoberta Menchú (*1959), die eigentlich Li Mi'n heißt, ist eine Quiché-Indianerin. In ihrem autobiographischen Buch „Das Mädchen von Chimel” (Li Min, una niña de chimel/La bambina de Chimel) erzählt sie von der Kindheit ihrer Mutter und ihrer eigenen Kindheit in einer einfachen Sprache, die den Erlebnissen und der Lebensart in diesem kleinen Dorf entspricht. Weltweit berühmt wurde sie durch den mit Hilfe von Elisabeth Burgos geschriebenen Lebensbericht „Rigoberta Menchú“ (Yo, Rigoberta Menchú), in dem sich die leidvolle Geschichte ihrer Familie und ihres Volkes abbildet und der zu den herausragenden Beispielen der sogenannten Testimonio-Literatur gehört.

Übersetzte Literatur aus Guatemala wurde erstmals um 1904 im deutschen Sprachraum veröffentlicht. Autor war der damals bedeutende und heute vergessene Enrique Gómez Carrillo (1873-1927), ein Vertreter des Modernismo wie der schon erwähnte Rubén Darío, der unter dem Titel „Allerhand Püppchen von hier und anderwärts“ einige Darstellungen von Frauen skizzierte. 1927 folgte dann die Übersetzung seiner Biographie von Mata Hari, der legendären Tänzerin und angeblichen Spionin. Wesentlich politischere Themen behandelte demgegenüber Carlos Wyld Ospina (1891-1956) in seinem 1940 übersetzten Roman „Pranke und Schwinge“ (La gringa), in dem vor dem politischen Hintergrund der Diktatur Estrada Cabreras die Ausbeutung der Indianer und die Auseinandersetzung zwischen einer europäischen Gutsbesitzerin und einem kreolischen Intellektuellen behandelt werden.

Miguel Angel Asturias (1899-1974) ist der herausragende Schriftsteller Guatemalas und Zentralamerikas. Nicht zuletzt durch den 1967 verliehenen Literatur-Nobelpreis wurde er weltweit bekannt. Sein Werk umfasst sowohl die Behandlung der mythischen Welt der Maya (er übersetzte das Popol Vuh ins Spanische) als auch die literarische Beschreibung der Ausbeutung Guatemalas durch die allmächtigen Bananengesellschaften und den gescheiterten Widerstand dagegen. Asturias beteiligte sich als Jurastudent am Aufstand gegen den Diktator Estrada Cabrera. Im Exil in Paris studierte er u. a. Maya-Ethnologie. Nach seiner Rückkehr nach Guatemala arbeitete er als Journalist bei Zeitungen und beim Rundfunk. Nach dem Putsch gegen den reformistischen Präsidenten Arbenz 1954 lebte er erneut im Exil, bis er 1966 zum Botschafter Guatemalas in Paris ernannt wurde. Zu den bekanntesten Werken gehören die „Legenden aus Guatemala“ (Leyendas de Guatemala), eine Sammlung, die vom Popol Vuh beeinflusst wurde und aus alten Sagen mit historischen Personen besteht. In einem phantastischen Universum spielt der Roman „Don Niño oder Die Geographie der Träume“ (El alhajadito). Don Niños Ahnen waren Piraten, und von ihnen, der Fahrt eines Geisterschiffes, der Geschichte einer Zirkustruppe, Sagen und Märchen und anderen rätselhaften Ereignissen handelt dieses Buch. Auch in dem kaum bekannten Roman „Mulata de tal“ (Mulata de tal) und in dem Band mit Erzählungen „Der Spiegel der Lida Sal“ (El espejo de Lida Sal) greift Asturias auf die indigene Mythologie zurück. In dem sogenannten Essay-Kurzroman-Gedicht-Traum „Drei von vier Sonnen“ (Tres de cuatro soles) erklärt Asturias „was man von mir wissen wollte: wie ich vorgegangen bin, um mein Werk zu schaffen. Die Mayas nahmen an, dass es fünf Zeitalter auf der Erde gegeben habe, wobei jedes Zeitalter einer Sonne entsprach; wir befinden uns jetzt in der fünften Sonne, der Sonne der Bewegung. In meinem Buch beziehe ich mich auf die drei ersten Sonnen, und ich versuche, das Problem des literarischen Schaffens zu erklären, indem ich es aus einem sehr persönlichen Blickwinkel betrachte...“.
Themen aus der Geschichte greift Asturias in mehreren seiner Bücher auf, darunter „Der Böse Schächer“ (Maladrón), in dem ein Haufen wagemutiger Männer den mittelamerikanischen Urwald auf der Suche nach der sagenhaften Stelle durchstreift, an der die beiden Weltmeere Atlantik und Pazifik ineinanderfließen, sowie sein bekanntester Roman, „Der Herr Präsident“, über den in diesem Heft eine eigene Würdigung veröffentlicht ist, und „Die Maismenschen“ (Hombres de maíz). Die Hauptperson des letztgenannten Werks, Gaspar Ilóm, der Anführer der Indios, tötet alle, die auf geraubtem Land Mais für Profitzwecke anbauen wollen. Denn der Mais, der Stoff aus dem die Menschen gemacht sind, ist den Indios eine heilige Pflanze. Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass sich Asturias' Sohn Rodrigo (1939-2005), langjähriges Führungsmitglied der guatemaltekischen Guerillakoordination URNG, als Guerillero den Kriegsnamen Gaspar Ilóm zulegte.

Die sogenannte Bananen-Trilogie schildert die Ausbeutung der mittelamerikanischen Länder durch die allmächtigen Bananengesellschaften. Im ersten Roman, „Sturm” (Viento fuerte), steht der US-Amerikaner Lester Mead im Mittelpunkt der Handlung. Er lebt unter den einheimischen Pflanzern und wird Zeuge der Ungerechtigkeiten, die ihn schließlich Partei für die Unterdrückten ergreifen lassen. In „Der grüne Papst“ (El papa verde), dem zweiten Teil, beschreibt Asturias das Piratenstück des Geo Maker Thompson, der riesige Ländereien zusammenrafft und sich der Indios und seiner Konkurrenz durch Mord und Brandschatzung entledigt, um unumschränkter Herr der Bananengesellschaften zu werden. Der Titel des letzten Teils, „Die Augen der Begrabenen“ (Los ojos de los enterrados), bezieht sich auf die Augen der Toten, die sich unter der Erde nicht schließen wollen, ehe nicht der Tag des Gerichts angebrochen ist. Heraufbeschwören wird diesen Tag der Rebell Tabio San, der sich noch versteckt hält, bis seine Geliebte Malena ihn findet; erst dann kann er den großen Streik gegen die Ausbeuter anführen. Doch die Realität sah anders aus, und die schildert Asturias in Form von acht Novellen um den Sturz des Reformpräsidenten Arbenz durch das Außenministerium der USA und die United Fruit Company in dem Werk „Weekend in Guatemala“ (Week-end en Guatemala). 

Einige jüngere, übersetzte literarische Zeugnisse aus Guatemala sind noch zu erwähnen. Dazu gehört der Gedichtband „Selbst unter der Bitterkeit“ (Informe de una Injusticia) des 1967 von den Militärs ermordeten Otto René Castillo (* 1936), der als einer der beliebtesten Dichter seines Landes gilt und dessen Gedichte viele Leute auswendig zitieren können.

Einen Skandal löste 1973 die Veröffentlichung der „Gedichte der erotischen Linken“ von Ana María Rodas (*1937) aus, in denen zum ersten Mal eine Frau das traditionelle Rollenbild in Frage zu stellen wagte und für sich reklamierte, was doch Männersache war: Freiheit, Lust und die Freuden der Liebe.

Mit seiner ungewöhnlichen und untypischen Prosa wurde der Literaturwissenschaftler, Diplomat und Universitätslehrer Augusto Monterroso (1921-2003) bekannt. So z. B. mit der hintergründigen Parodie auf den Literaturbetrieb, auf aufgeblasenes Geschwätz und Wichtigtuerei in dem kleinen Roman „Reif sein ist alles und der Rest ist Schweigen“ (Lo demás es silencio) und den beiden Auswahlbänden mit Kurzprosa, „Der Frosch, der ein richtiger Frosch sein wollte“ und „Das gesamte Werk und andere Fabeln“. 

Die jüngste Entdeckung aus Guatemala sind die Romane und Geschichten von Rodrigo Rey Rosa (*1958), der eine Zeit im marokkanischen Exil lebte, was thematisch in seinem Werk Niederschlag fand – z. B. in dem Band mit Erzählungen, die von Geistern und anderen übernatürlichen Erscheinungen sowie mystischen Begebenheiten, angesiedelt in Mittelamerika und Afrika, handeln: „Der Sohn des Hexenmeisters“ (El Cuchillo del Mendigo). Der Roman „Tanger“ (La orilla africana) erzählt von den Begegnungen des Protagonisten Ángel mit zwei seltsamen Französinnen, einem zwielichtigen Honorarkonsul und mit Rashid, dem Drogenhändler. In den kurzen, manchmal nur zwei Seiten umfassenden Abschnitten entsteht vor den Leserinnen und Lesern eine fremde und rätselhafte Welt. Der kleine, sehr dichte und in einer klaren und kargen Sprache geschriebene Roman „Die verlorene Rache“ (El cojo bueno) erzählt die Geschichte von Luna, der die Gelegenheit, sich für eine erlittene Verletzung zu rächen, verstreichen lässt. Der spannende Politthriller „Der Henker des Friedens“ („Que me maten si ...“) spielt in der Zeit der Beendigung des gualtemaltekischen Bürgerkriegs in der Mitte der neunziger Jahre. Die Vergangenheit ist noch nicht aufgearbeitet, geschweige denn gesühnt. Meisterhaft beschreibt Rey Rosa die Atmosphäre einer Gesellschaft, in der alle Rechtsordnung aufgehoben ist, in der die nackte Gewalt regiert und der Mord alltäglich ist. 

Betrachtet man abschließend, wie viel von der so genannten schönen Literatur, also Romane, Lyrik-, Prosa- oder Essaysammlungen aus der Region Zentralamerika, in den letzten 100 Jahren erschienen ist und auch übersetzt wurde, so erscheint das Ergebnis mager. Der Eindruck verstärkt sich noch, wenn die in diesem Aufsatz erwähnten Werke auf ihre Lieferbarkeit untersucht werden. Interessierte Leserinnen und Leser sind selbst bei Editionen aus jüngster Zeit zunehmend auf öffentliche Bibliotheken und Antiquariate angewiesen. Und obwohl die Aufzählung ziemlich alle selbständigen Veröffentlichungen bis in die jüngste Zeit erfasst, fehlen in ihr viele wichtige Werke wie auch Autorinen und Autoren: nämlich die in den zahlreichen Anthologien und Zeitschriften gesammelten einzelnen Gedichte, Erzählungen und Essays.
Wer also andere und unbekannte literarische Zeugnisse und ihre Autorinnen und Autoren aus der Region Zentralamerika kennenlernen will, findet in den folgenden drei Anthologien, die eine entsprechend spezielle Auswahl getroffen haben, eine Unzahl weiterer Anregungen. Sie enthalten informative Einleitungen oder Nachworte zu den Literaturen der einzelnen Länder, biographische und bibliographische Hinweise und vor allem: ein Fülle von unbekannten weiteren Texten. 

1969 erschien die erste derartige Anthologie unter dem Titel „Die Sonnenfinsternis und andere Erzählungen aus Mittelamerika“, herausgegeben von Helga Castellanos und Peter Schultze-Kraft. Carlos Rincón verantwortete die Anthologie „50 Erzähler aus Mittelamerika“ aus der Reihe „Erkundungen“ des Verlags Volk und Welt, die 1988 erschien. Die einzige noch lieferbare Anthologie mit 33 zeitgenössischen Erzählungen wurde von Werner Mackenbach unter dem Titel „Papayas und Bananen“ im Jahre 2002 herausgegeben.

Hier die Lieferbare Belletristik aus Zentralamerika

Klaus Küpper führt das „Archiv der übersetzten lateinamerikanischen Literatur in Köln“ und gibt zweijährlich die kommentierte Bibliographie „Bücher zu Lateinamerika“ heraus. Im kommenden Jahr erscheint anlässlich der Frankfurter Buchmesse ein Sonderband „Bücher zu Argentinien“.