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Politisches und Privates

DOK.fest München 2022: Im Kino und @home

Migration und Rohstoffe, das sind die beiden großen Themen der Dokumentarfilme aus Lateinamerika, die das DOK.fest München 2022 im Programm hat. Das Dokumentarfilmfestival findet in der ersten Maihälfte und in diesem Jahr in hybrider Form statt: im Kino wie online. Unsere Mitarbeiterin Verena Schmöller haben vor allem die Filme nachdenklich gestimmt, die sich mit der Nutzung der natürlichen Ressourcen in Ecuador und Brasilien beschäftigen: „Mein gestohlenes Land“ und „The Territory“.

Verena Schmöller

Das ist eine gute Nachricht für alle Filminteressierten im Raum München: Das DOK.fest kommt wieder ins Kino! Aber weil die @home-Ausgaben der beiden vergangenen Jahre ein großer Erfolg waren, wird es das Münchner Dokumentarfilmfestival auch weiterhin für zu Hause geben. Und das ist die gute Nachricht für alle Dokumentarfilmfreund*innen in ganz Deutschland: Auch sie können weiterhin das DOK.fest-Programm genießen und insgesamt 117 Filme aus 41 Ländern ansehen. Das 37. DOK.fest München 2022 findet vom 4. bis 15. Mai in den Münchner Kinos und vom 9. bis 22. Mai online statt. In der Gastlandreihe sind auch viele Filme aus Spanien und eine Retrospektive um das Erbe Francos zu sehen.

Aus und über Lateinamerika zeigt das diesjährige Münchner DOK.fest fünf Dokumentarfilme. Besonders beeindrucken die beiden Filme, die sich mit dem Rohstoffe-Potenzial des Kontinents beschäftigen: „Mein gestohlenes Land“ (Deutschland 2021) von Marc Wiese und „The Territory“ (Brasilien, Dänemark, USA 2022) von Alex Pritz.

„Mein gestohlenes Land“ beschäftigt sich mit der chinesischen Einflussnahme in Ecuador und dem Kampf zweier Männer gegen die korrupte politische Führung des Landes. Der Film ist nah dran an seinen Protagonisten, Paul Jarrín, der Anführer des indigenen Widerstands, und Fernando Villavivencio, ein Journalist, der die Verträge zwischen China und Ecuador in die Hände bekommt und aufdeckt, was jahrelang im Land passiert ist. Er begleitet die beiden bei ihrem Kampf für ihr Land, für die Freiheit von ausländischer Einflussnahme und gegen eine Supermacht.

Auch „The Territory“ geht zu Herzen, gerade dann, wenn man ohnehin den Klimawandel und seine Auswirkungen vor Augen hat und weiß, dass vieles falsch läuft in Politik und Gesellschaft. So auch in Brasilien, wo nach dem Amtsantritt von Jair Bolsonaro praktisch jeder den brasilianischen Regenwald aufsuchen, dort ein Stück Land roden (lassen) und landwirtschaftlich nutzen kann. Der Dokumentarfilm nimmt das Land der Uru Eu Wau Wau in den Blick und zeigt exemplarisch, was die geänderte Politik für die indigene Bevölkerung vor Ort bedeutet, die von und mit der Natur lebt, aber auch welche Bedeutung das Geschehen am Amazonas für den gesamten Planeten hat, wenn der Regenwald flächenweise verschwindet. Ein wichtiger Film!
Das andere große Thema, das die Dokumentarfilme des DOK.fest verhandeln, ist die Migration aus Mittelamerika in die USA. „Lejos de casa“ (Mexiko 2022) von Carlos Hernández Vázquez stellt die vielen Kinder und Jugendlichen in seinen Mittelpunkt, die teilweise durch den ganzen Kontinent oder auch nur von Mexiko aus bis an die US-mexikanische Grenze reisen, um dort einen Asylantrag für die Einreise in die USA zu stellen. Ohne Kommentar, dafür in Interviews mit den Protagonisten, zeichnet der Film ein vielschichtiges Bild davon, wie der Weg in die USA für viele Heranwachsende aussieht.

„Lo que queda en el camino“ (Brasilien, Deutschland, Mexiko 2021) von Jakob Krese und Danilo Do Carmo dagegen ist persönlicher. Er widmet sich dem Schicksal einer Familie, die sich von Guatemala aus aufmacht, um ebenfalls über die US-Grenze zu gelangen. Die 29-jährige Lilian ist Mutter von vier Kindern, von denen das älteste 13 und das jüngste zwei Jahre alt ist, und erneut schwanger. Trotzdem hat sie ihren gewalttätigen Ehemann verlassen und sich mit ihren Kindern einer Karawane von Migrantinnen und Migranten angeschlossen, die gemeinsam durch Mexiko ziehen. Das Schöne am gemeinsamen Weg ist die Solidarität unter den Menschen, die ein gemeinsames Ziel haben. Sie helfen sich gegenseitig und freunden sich an, erzählen sich ihre Geschichte und passen aufeinander auf. Durch die unmittelbaren Bilder ist man als Zuschauerin oder Zuschauer mit dabei, wie sie den Weg in den Norden bewältigen – mit Hunger, Betteln, dem Haarewaschen im Fluss oder den Blasen an ihren Füßen.
Der peruanische Film „Esperaré aquí hasta oír mi nombre“ (Peru 2021) von Héctor Gálvez porträtiert eine Theatergruppe, die hoch in den peruanischen Anden durch die Dörfer zieht. In ihren Stücken erzählen sie von der jüngeren Geschichte des Landes: von Verschwundenen und von deren Angehörigen, die nicht wissen, wo sie sie suchen sollen. Hier in den Bergen hat der jahrzehntelange Kampf zwischen der Guerillabewegung Leuchtender Pfad und dem Militär besonders stark gewütet und seine Spuren hinterlassen.

Über die Website www.dokfest-muenchen.de können – von Deutschland aus – ab 9. Mai 2022 Filme ausgewählt, online bezahlt und abgerufen werden. Filme aus und über Lateinamerika finden sich unter dem Hashtag #Lateinamerika. Ein Ticket kostet 7,50 Euro; einmal gekauft, steht ein Film nach dem ersten Abruf 48 Stunden zur Verfügung. Ein digitaler Festivalpass für 75 Euro erlaubt die unbegrenzte Sichtung des Programms (https://www.dokfest-muenchen.de/Tickets_und_Vorverkauf_2022), das durch ein hochwertiges Rahmenprogramm abgerundet wird.