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Entschlossenheit, Würde, Stärke

DVD zur „Handel-Macht-Klima-Karawane“
Britt Weyde

Massiv war sie nicht, dafür aber klein und fein – die „Handel-Macht-Klima-Karawane“, die Ende 2010 von der WTO-Ministerkonferenz in Genf zu den UN-Klimaverhandlungen in Kopenhagen zog (vgl. ila 332). Etwa 60 Delegierte von sozialen Bewegungen aus Süd und Nord sowie lokale UnterstützerInnen wollten auf die Verbindung zwischen den Großkonferenzen hinweisen: Bei den Klimaverhandlungen wird meist auf Marktlösungen gesetzt (z.B. mit dem Emissionshandel), dabei haben gerade die liberalisierten Märkte zur Klimakrise beigetragen.

„Es tut meinem Herzen und meiner Seele gut, von gleichgesinnten und revolutionär denkenden Menschen umgeben zu sein“, bringt Sina Brown-Davos aus Samoa die Stimmung während der gut zwei Wochen voller Aktionen und Debatten auf den Punkt. In dieser Dokumentation kommen die reisenden KlimaaktivistInnen ausgiebig zu Wort, Themen sind u.a. die exportorientierte Landwirtschaft, der Anbau von Gensoja, die Rolle von transnationalen Konzernen wie Monsanto, die ecuadorianische Yasuní-Initiative (die vorsieht, das Erdöl zum Schutz von Mensch und Klima im Boden zu lassen), die Kritik an Agrotreibstoffen sowie an der Energiewirtschaft. „Wenn die Energie in den Händen der Konzerne bleibt, werden auch die ‚nachhaltigen' Energien das Problem nicht lösen“, so eine Delegierte aus Mexiko. Staudämme führen zur Umsiedlung ganzer Dorfgemeinschaften, aber auch Windparks stehen in der Kritik, wenn die lokale Bevölkerung übergangen wird. Im Rahmen einer sog. Corporate Criminals Tour statten die KarawaneaktivistInnen Großunternehmen Protestbesuche ab, aber auch NRO wie dem World Wildlife Fund (WWF), der durch seine Teilnahme an „Runden Tischen“ den Anbau von z.B. genmodifizierter Soja legitimiert. Einige WWF-VertreterInnen trauen sich vor die Tür. „Wir haben vernommen, was Sie uns mitteilen wollten. Doch wegen des anstehenden Klimagipfels sind wir sehr beschäftigt.“ 

Die Anliegen der AktivistInnen sind ernst, mitunter lebensbedrohend: „Ich bin sehr traurig, zur letzten Generation zu gehören, die auf den Pazifischen Inseln aufwächst. Ich hoffe, meine Leute werden nicht wie Hunde behandelt, wenn sie unser Land verlassen müssen.“

Doch die Menschen, die in diesem Polit-Roadmovie gezeigt werden, sind mit heiterer Entschlossenheit bei der Sache; häufig wird zur Gitarre gegriffen und ein Liedchen angestimmt. Zum Schluss zeigen sich die Organisatoren der Karawane beeindruckt von der politischen Einheit, die beim gemeinsamen Reisealltag entstanden ist: „Wir haben einen Raum geschaffen, der der Beginn für eine globale Bewegung für Klimagerechtigkeit werden könnte.“ Einige lateinamerikanische Aktivistinnen stimmen schließlich das chilenische Venceremos an, während sie durch das verschneite Kopenhagen laufen.

Zwischenzeit Münster, „Handel macht Klima“- Karawane, 75 min., 13 Euro