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Wir sind unter euch

Initiativen streiten für das „Recht auf Rechte“

Deutschland ist ein Einwanderungsland, MigrantInnen sind keine Opfer. Das ist wohl der kleinste gemeinsame Nenner der Gruppen und Initiativen, die sich im Folgenden kurz selbst darstellen: 

Gesellschaft für Legalisierung
Einige Auszüge aus ihrem Manifest: „Illegalisierung heißt Entrechtung: auf der Straße, bei der Ticketkontrolle, am Arbeitsplatz, in den Behörden, in der Schule, im Kindergarten und manchmal, wo es kein Mensch glaubt. (…) Inoffiziell erzählt uns die Geschichte der Migration seit Jahrzehnten Geschichten von Menschen, die die Kontrollen, Einschränkungen und Gesetze unterlaufen. Die Leute sind nicht rechtlos oder ohnmächtig, nur weil kein gültiger Stempel im Pass, keine Arbeitserlaubnis oder gar kein Pass existiert. (…) Zurzeit gibt es Legalisierung nur da, wo sie heimlich geschieht. Laut ist dagegen das Gerede von der Integration. (…)

Wir schreiben Texte, produzieren Musik, zeigen Filme, performen auf der Bühne und organisieren direkte Aktionen in der Stadt. Eigene Bilder werden dem kriminalisierten Thema eine neue Performance geben. Die Mobilisierung setzt bei den alltäglichen Kämpfen von MigrantInnen und Flüchtlingen vor Ort an. (…)Es geht nicht um Integration, nicht um gute und schlechte Ausländer, die sich ihre Chancen verdienen oder sie verlieren – es geht um kollektive Rechte. Andere europäische Staaten kennen Legalisierungen mit Stichtags- und Altfallregelungen. Davon reden wir nicht. Wir sprechen davon, eine sowieso alltägliche Praxis ins Recht zu setzen und soziale und politische Mindestgarantien zu verwirklichen. Werdet Teilhaber. Zeichnet Anteile. Organisiert euch. 
Wir sind unter Euch. Gesellschaft für Legalisierung.“
www.rechtauflegalisierung.de

Kanak Attak
Kanak Attak ist der selbst gewählte Zusammenschluss verschiedener Leute über die Grenzen zugeschriebener „Identitäten“ hinweg. Kanak Attak fragt nicht nach dem Pass oder nach der Herkunft, sondern wendet sich gegen die Frage nach dem Pass und der Herkunft. Wir greifen die Kanakisierung bestimmter Gruppen von Menschen durch rassistische Zuschreibungen mit allen ihren sozialen, rechtlichen und politischen Folgen an. Kanak Attak, Flüchtlinsinitiative Brandenburg, Respect Netzwerk, Medizinische Flüchtlingshilfe, Frauen-Lesben-Bündnis und andere haben im Sommer 2003 eine breite Mobilisierung für ein Recht auf Legalisierung begonnen. Anders als in Frankreich, wo es eine Bewegung der Papierlosen war, spricht unser Kampf alle hier lebenden Leute ohne deutschen Pass an. Der Prozess der Entrechtung, mit dem Leute „illegal“ gemacht werden, findet nicht nur an der Grenze statt, sondern verläuft quer durch den kanakischen Alltag. Statt länger schlechte Gesetze zu verteidigen kämpfen wir offensiv um Rechte. Rechte, die es noch nicht gibt, die wir uns aber längst genommen haben.
www.kanak-attak.de

FrauenLesben-Bündnis
Als ein feministisches und antirassistisches Bündnis aus Frauen ohne und mit Papieren setzen wir uns sowohl in der alltäglichen Praxis als auch in der politischen Öffentlichkeit für den gleichen Zugang zu allen politischen und ökonomischen Ressourcen ein. Wir fordern ein Recht auf Bildung, Wohnung, Sozialversicherung, Arbeit jenseits prekärer Verhältnisse, gesundheitliche Versorgung und die Möglichkeit, sich unkontrolliert bewegen zu können. 
papierefueralle@yahoo.de

Respect Netzwerk
Die respect-initiative Berlin ist Teil des bundesweiten Respect Netzwerks aus Migrantinnenorganisationen, Beratungsstellen, Hausarbeiterinnen und antirassistisch-feministischen Gruppen in Deutschland, das sich mit Arbeitsverhältnissen von Hausarbeiterinnen ohne Papiere beschäftigt. Wir fordern sowohl ein Recht auf Legalisierung als auch Arbeits- und Grundrechte unabhängig von Aufenthaltsrechten. 
www.respect-netz.de

Flüchtlingsinitiative Brandenburg
Die Flüchtlingsinitiative Brandenburg wurde 1999 in Rathenow als Reaktion auf die rassistischen Angriffe auf Asylsuchende und die schlechte Behandlung von Flüchtlingen durch SozialarbeiterInnen und die deutsche Regierung gegründet. Die Gruppe setzt sich zusammen aus Asylsuchenden und Flüchtlingen aus verschiedenen Wohnheimen Brandenburgs und ganz Deutschlands. Eine wichtige Säule unserer Arbeit ist das öffentliche Auftreten von Flüchtlingen.

Auch wenn Asylsuchende nicht „illegal“ sind, so werden sie doch durch das Asylbewerberleistungsgesetz in vielen Bereichen illegalisiert und rechtlos gemacht. Die Flüchtlingsinitiative Brandenburg kämpft gegen jede Form von Rassismus und fordert das Recht auf Legalisierung.
www.rechtauflegalisierung.de

Mujeres sin fronteras – Frauen ohne Grenzen
Mujeres sin fronteras ist eine interkulturelle Frauenorganisation, die sich für die Rechte von Migrantinnen und Flüchtlingen aus Lateinamerika einsetzt. Wir sind der Meinung, dass jede Frau das Recht hat, an dem Ort und auf die Weise zu leben, wie sie es möchte. Deshalb unterscheiden wir auch nicht zwischen „legalen“ und „illegalen“ Frauen. Wir unterstützen kostenlos und anonym vorwiegend lateinamerikanische Frauen: muttersprachliche, parteiliche Beratung zu sozialen Fragen; Vermittlung von Rechtsberatung- /beistand; Rat bei Pass- und Aufenthaltsangelegenheiten; Begleitung und Übersetzung bei Behördengängen; Informationen zu Eheschließung, Ehescheidung, Familienzusammenführung; Vermittlung medizinischer Versorgung; Hilfe bei der Suche nach Kinderbetreuungsplätzen und Schulplätzen; Vermittlung von Deutschkursen.
www.rock-links.de/mujeres/

Mujeres sin rostro – Frauen ohne Gesicht
Wir sind eine Gruppe von Frauen ohne Papiere aus Lateinamerika. Weil wir aufgrund der Kriminalisierung nicht öffentlich auftreten können, stellen wir große Wandbilder („arpilleras“) über unsere Lebens- und Arbeitsbedingungen her, um so unseren Protest gegen die Illegalität zum Ausdruck zu bringen. Wir fordern die Legalisierung von Menschen ohne Papiere in Deutschland.
Mujeressinrostro@yahoo.de

Mannheimer MigrantInnenverein der 2. und 3. Generation
Als „Unmündige“ gelten in Demokratien Menschen, die aufgrund ihres Alters und/oder geistigen Zustandes minderjährig bzw. nicht (mehr) geschäftsfähig sind. Die bundesdeutschen Gesetze verwehren einer weiteren Gruppe von Menschen, obwohl diese nicht unbedingt unter die genannten Kriterien fallen, ebenso den Genuss der (vollen) Bürgerrechte. Hier vermeidet es aber die juristische Sprache von „Unmündigen“ zu sprechen und bezeichnet sie stattdessen als „Ausländer“. (…) Die juristische Unmündigkeit ist dabei nur die Spitze des Eisbergs. Den Eisberg selbst stellt die Diskriminierung von MigrantInnen und Minderheits- angehörigen in allen alltäglichen Lebensbereichen dar: Ob auf der Straße, in Kindergärten, Schulen, am Arbeitsplatz, etc. Sie werden bevormundet von Mehrheitsangehörigen, die über die Definitionsmacht verfügen Menschen ein- bzw. auszuschließen. Dieser Rassismus der gesellschaftlichen Mitte reproduziert die institutionelle Unmündigkeit und überliefert Fremd- und Selbstbilder vergangener Tage in die Gegenwart. Er sichert die Kontinuität der „deutschen“ Spielart des Rassismus, der sich in Begriffen wie „deutsche Leitkultur“ und „Schicksalsgemeinschaft“ ausdrückt und der sich auch im Alltag in der „ethnischen“ Definition des „Deutschen“ manifestiert: Wessen Name nicht germanisch, Akzent befremdlich und Hautfarbe dunkler ist, der/die kann nicht „Deutsche/r“ sein.
www.die-unmuendigen.de/

Welche Farbe hat deine Zahnbürste?
Und hier noch eine Adresse für Heiratswütige (in sieben Sprachen, viele links):
www.schutzehe.de

Elexir-A
Elexir-A ist als antirassistische Gruppe aus der Kampagne gegen die Residenzpflicht hervorgegangen. Seit drei Jahren beschäftigen wir uns in enger Zusammenarbeit mit der Flüchtlingsinitiative Brandenburg mit dem Thema Lohnbetrug. Ein Teil der Arbeit ist die gemeinsame Verbreitung von Strategien, um sich gegen Lohnbetrug zu schützen, der andere die Unterstützung der ArbeiterInnen in ihren konkreten Kämpfen um Lohnauszahlung. Wir fordern Solidarität mit den um ihren Lohn betrogenen ArbeiterInnen. Schluss mit den Razzien!