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Das JournalistInnenprojekt

Deutschsprachige Medienleute sollen in Honduras lokale KollegInnen schützen und hier über das Land berichten

Im Dezember 2010 besuchte eine Delegation von JournalistInnen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz Honduras, um den besorgniserregenden Menschenrechtsverletzungen nachzugehen. Daraus entstand ein Projekt, bei dem JournalistInnen für einige Monate nach Honduras gehen, um bei bedrohten alternativen Medien mitzuarbeiten und sie zu schützen. Kirstin Büttner war bei der Delegationsreise dabei und schildert das Projekt.

Ina Hilse

Wie entstand die Idee für das JournalistInnenprojekt?

Während der Delegationsreise haben wir die zunehmende Repression gegenüber der politischen Opposition in allen Ecken des Landes deutlich gespürt. Die dringende Notwendigkeit internationaler Aufmerksamkeit wurde von Gespräch zu Gespräch offensichtlicher, sei es als Forderung nach internationaler Menschenrechtsbeobachtung im Land oder nach mehr Berichterstattung und Öffentlichkeit im Ausland.

Neben der besorgniserregenden Situation der BäuerInnenbewegung in Bajo Aguán fiel uns die zunehmende Repression gegenüber JournalistInnen und die Unterdrückung der Meinungsfreiheit auf. Als Sprachrohr der Demokratiebewegung und meist einzige kritische Informationsquelle in den jeweiligen Regionen sind die kommunalen Radios, die unabhängigen Redaktionen und die kritischen JournalistInnen ständigen Angriffen und Drohungen ausgesetzt. Mittlerweile ist die Zahl der seit dem Amtsantritt Lobos ermordeten JournalistInnen auf 17 angestiegen. Das letzte Opfer ist Luz María Paz. Die Direktorin des Radioprogramms Tres en la noticia wurde am 6. Dezember von unbekannten Motorradfahrern erschossen. Nur wenige Stunden danach wurde die Redaktion der Tageszeitung La Tribuna angegriffen. 

Wie funktioniert das Projekt?

Mit unserem Projekt möchten wir die Arbeit der honduranischen KollegInnen unterstützen und durch die Anwesenheit von deutschen, österreichischen, schweizer JournalistInnen einen gewissen Schutz bei der Ausübung ihrer Arbeit gewährleisten. Wir verstehen das Projekt als eine Art Mischung zwischen Menschenrechtsbobachtung und kritischem Journalismus. Die deutschen JournalistInnen arbeiten im Zeitraum von Juni bis August 2012 zusammen mit den honduranischen KollegInnen und berichten über die Themen der Demokratiebewegung – über Straflosigkeit, Landvertreibungen, politische Morde, aber auch über die Auswirkungen der europäischen Entwicklungszusammenarbeit vor Ort, um einige Beispiele zu nennen. 

Über die gemeinsame Arbeit und die Anwesenheit von jeweils zwei bis drei deutschen JournalistInnen in den Redaktionen und durch die Zusammenarbeit mit den Organisationen der Demokratiebewegung sowie internationalen Unterstützungsorganisationen bekommen die honduranischen JournalistInnen mehr Handlungsspielraum.

Auch für die EuropäerInnen wird die journalistische Arbeit in Honduras durch die gemeinsame Arbeit erleichtert. Momentan ist es nicht gerade einfach, in Honduras zu arbeiten. Hier möchten wir der Forderung der Demokratiebewegung nach mehr internationaler Öffentlichkeit nachkommen, indem wir während des Aufenthalts der JournalistInnen und auch danach durch eine breite Berichterstattung und Öffentlichkeitsarbeit auf die fortwährenden Menschenrechtsverletzungen in allen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens aufmerksam machen.

Um dies zu erreichen, stehen wir in Kontakt mit einem Netzwerk von Medien, die uns unterstützen und Beiträge, Interviews und Reportagen während und nach der Zeit des Aufenthaltes veröffentlichen wollen. Über die Netzwerke der TeilnehmerInnen werden weitere Veröffentlichungen möglich.

Wir versuchen schon während der Vorbereitung journalistische Teams aus verschiedenen Disziplinen zusammenzustellen, um eine möglichst breit gefächerte Berichterstattung zu erreichen. Veranstaltungsreihen und Workshops liefern eine weitere Möglichkeit, basierend auf den aktuellen Berichten, gezielt und themenspezifisch Öffentlichkeitsarbeit zu leisten. So entsteht eine Kombination von journalistischer und aktivistischer Arbeit. Der Journalismus wird ganz praktisch zum Teil der Solidaritätsarbeit für die honduranische Demokratiebewegung.

Über Veranstaltungen an Medieninstituten wollen wir auch Nachwuchs-journalistinnen sensibilisieren, sich mit Honduras und Zentralamerika zu beschäftigen und sich allgemein mit der gesellschaftlichen Verantwortung der Medien auseinanderzusetzen, die mehr und mehr zu schwinden droht.

Wer kann sich als InteressierteR melden und wo?

Für das Projekt suchen wir deutschsprachige JournalistInnen, die die Ideen und Forderungen der honduranischen Widerstandsbewegung medial unterstützen möchten und bereit sind, zwei bis drei Monate bei dortigen Medien zu arbeiten. Voraussetzung ist neben guten Spanischkenntnissen und einem Interesse an politischer Berichterstattung auch eine gewisse Erfahrung, selbstständig zu arbeiten. Durch die Zweier- bzw. Dreierteams haben auch JournalistInnen mit weniger Zentralamerikaerfahrung die Möglichkeit teilzunehmen.

Wir stehen mit kommunalen Radios und Redaktionen aus verschiedenen Teilen des Landes in Kontakt, mit denen wir die Aufenthaltsorte gemeinsam organisieren. Interessierte TeilnehmerInnen können sich noch bis zum 29. Februar anmelden, weitere Informationen sind auf der Internetseite des Ökumenischen Büros und dem Blog der Honduras-Delegation (s. u.) zu finden. 
 

Kontakt: www.hondurasdelegation.blogspot.com/search/label/JournalistInnen 
oder www.oeku-buero.de/Honduras.html Ansprechpartnerin: Kirstin Büttner

Das Gespräch führte Ina Hilse im Dezember 2011.