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Rebellische Sounds und melancholische Lebensbejahung

Zehn Jahre lucha amada: Solisampler mit 40 Bands
Britt Weyde

Im September 2001 trat der baskische Musiker Fermin Muguruza in Köln auf. Ein euphorischer, berauschender Abend. Mit politischem Anspruch – immerhin wurde mit einem Teil der Konzerteinnahmen die Arbeit der lokalen Antifa unterstützt. Mit der Veröffentlichung seines Albums Brigadistak soundsystem zwei Jahre zuvor hatte sich Fermin Muguruza zu den Wegbereitern eines neuen Sounds gesellt: Um die Jahrtausendwende wurde Mestizo aus der Taufe gehoben, ein damals ganz frischer Mix aus Hiphop, Reggae, Ska, einem kleinen bisschen Punkrock und allerlei lateinamerikanischen Spielarten. 

Natürlich waren wir damals alle glühende AnhängerInnen von Manu Chao, dem noch etwas berühmteren Vertreter dieses Sounds. In den Folgejahren, als die Mestizo-Welle ganz hoch schwappte, holte das DJ- und Konzertveranstaltungskollektiv lucha amada zahlreiche Bands des Genres nach Köln, darunter die ganz großen Acts wie Panteón Rococó und Tijunana No! aus Mexiko, La Vela Puerca aus Uruguay, Karamelo Santo aus Argentinien. Aber auch baskische, spanische und in den letzten Jahren zunehmend französische Bands spielten für lucha amada auf. Die letzte Neuentdeckung aus Übersee waren die großartigen Kumbia Queers aus Argentinien. 

Nun gibt es das Berliner/Bonner/Kölner lucha amada Kollektiv seit zehn Jahren. Dazwischen liegen unzählige Konzerte und noch viel mehr Partys, stets mit dem Anspruch, politische Anliegen vorzustellen und zu unterstützen. Das Kollektiv hat sich und uns mit einem schicken Jubiläums-Soli-Sampler beschenkt: 40 Bands sind mit von der Partie, von Südamerika über Mexiko und Südeuropa bis in hiesige Gefilde, neue Tracks von alten Hasen, aber auch viele unveröffentlichte Songs und echte Geheimtipps. Mestizo ist zwar heute nicht mehr der ganz heiße Scheiß, doch auf dem Sampler ist sehr schön zu hören, wie sich das Genre weiterentwickelt und ausdifferenziert hat. Außerdem sind einige sehr coole Hiphop-tracks mit dabei – wer denkt dann noch an Mestizo.

Der Erlös dieses Soli-Samplers wird an zwei Projekte gespendet – Agua para todas (Trinkwasserprojekte für Zapatistische Gemeinden in Chiapas/Mexiko) und das Afrique-Europe-Interact Netzwerk (Antirassistisches Netzwerk). Beide Projekte sowie ihr politischer Hintergrund werden in dem sehr ansprechenden booklet des Samplers vorgestellt. 
Britt Weyde

Lucha Amada, musika rebelde, Jump-up Records September 2011, 15 Euro zzgl. Versandkosten, zu bestellen bei: www.jump-up.de/   luchaamadablogsport.de